Männer trauern anders
Geburt kann möglicherweise sogar Tod bedeuten
Ein Ereignis ist in Dein Leben als Mann getreten, was Du nicht erwartet hast? Ein Erlebnis oder eine Begebenheit schockiert Dich so, dass Du wütend, traurig und / oder entsetzt bist?
„Im Gefühl der Trauer verdichten sich die stärksten Gefühle des Menschen, mit denen umzugehen sehr schwierig und doch von größter Wichtigkeit ist für unser Weiterleben. Stirbt ein geliebter Mensch, dann trauern wir, brauchen wir eine Zeit des Trauerns, um diesen Verlust so zu verarbeiten, dass wir uns wieder der Welt und den Lebenden zuwenden können. Trauern heißt nicht nur, einen Verlust nachhängen, traurig sein; unter Trauern verstehen wir einen ganzen Prozess; einen schmerzvollen Prozess der, wenn wir ihn durchstehen, dazu führen soll, dass wir über den Verlust hinwegkommen, wie man so sagt, wir uns vom Verstorbenen lösen und als gewandelte Menschen weiterleben, ohne den Verstorbenen zu vergessen“ (Kast, V. in: „Trennung“, hrsg. von Schultz, H. J., 1992. S. 131).
Deine Frau ist ängstlich und depressiv, weil Trauer und Verlust aufgrund einer vorherigen, unverarbeiteten Fehlgeburt präsent sind? „Auch eine zurückliegende schwierige Geburt eines älteren Geschwisterkindes, bei der die Mutter Todesängste oder starke Ohnmachtsgefühle erlebt hat, reicht manchmal aus, um während einer erneuten Schwangerschaft in Angst zu geraten“ (Alberti, B., Die Seele fühlt von Anfang an, 2005, S. 101).
Belastet Euch eine unwillkommene oder verleugnete Schwangerschaft, bei der Deine Frau weitermacht wie vorher und das Kind, aber auch ihre Körperveränderungen, ablehnt? Durch die seelische Notlage Deiner Freundin / Frau schüttet sie aufgrund von Einsamkeit, Verzweiflung oder Ohnmacht Stresshormone (Adrenalin, Cortisol) aus, die ihr und dem vorgeburtlichen Kind nicht guttun.
Bist Du beispielsweise unfassbar traurig, weil Deine Frau / Freundin eine Fehlgeburt (kleine Geburt) erlebt hat oder Euer Baby während bzw. kurz nach der Geburt verstorben ist oder ein Sternenkind war / ist?
Euer Baby ist zu früh auf die Welt gekommen, ohne dass der Organismus bereits ausreichend ausgereift war und Euer Baby befindet sich, über medizintechnische Apparaturen, in einem Zustand zwischen Leben und Sterben?
Oder Euer Baby ist mit einer Missbildung geboren? Kummer und Enttäuschung machen sich breit, weil der Unterschied zwischen Ideal und Realität gewöhnungsbedürftig ist. „Wegen der heftigen Reaktionen der geschockten Eltern können die normalen Abläufe des Eltern-Kind-Bondings erst einmal nicht stattfinden“ (Klaus, M. H. / Kennell, J. H., Der erste Bund fürs Leben, 1997, S. 215).
Du fragst Dich, wie Du die Kraft findest, wieder in Deine Energie zu kommen?
Beratung für Väter
In ihrem Buch „Natürliche Geburt“ schreibt Sheila Kitzinger: „Ich möchte auch über diese Erfahrungen schreiben, obwohl mir klar ist, dass manche Leserinnen dadurch – vielleicht zum ersten Mal – mit Ängsten konfrontiert werden, denen sie sich nicht offen stellen wollen. Das große Tabu ist in diesem Fall nicht die Sexualität, sondern der Tod.
Aber ein Baby zu verlieren, ist für manche Frauen auch ein Teil der Erfahrung des Gebärens, und man kann in einer Weise damit umgehen, die nicht destruktiv ist, sondern den Eltern die Möglichkeit gibt, ein Potential großer Selbsterkenntnis und tiefen Verstehens darin zu entdecken“ (1983, S. 348).
Für die Väter hier schon einmal vorab bezüglich der Trauerbegleitung: Je mehr die Frau gedrängt wird, doch nun mal zu vergessen …, die Sache mal hinter sich zu lassen …, jetzt mal endlich wieder an das andere Kind zu denken … etc., umso länger wird es dauern, bis die Trauererfahrung durchlebt ist.
Lass uns, neben all den Gefühlen der Trauer, Wut, Trostlosigkeit und Einsamkeit, nach Möglichkeiten schauen, zum nächsten Tag zu kommen und für irgendetwas wieder Mut aufzubauen. Wäre, in dieser Phase des Lebens, wo eigentlich ein Hoffnungsschimmer durch Euer Kind in Euer Leben treten sollte, ein Ritual hilfreich für Euch, ein Gespräch? Bitte meldet Euch. Ich bin bereit, Dir / Euch zuzuhören, wenn Du / wenn Ihr Euch ein Trauergespräch wünscht.
Hier Linktipps:
https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/fehlgeburt-totgeburt/stille-geburt/